Geschichten prägen seit jeher meine Beratungen. Denn hinter jeder Begegnung steht eine ganz persönliche Geschichte. In den kommenden Newslettern möchte ich auf die vielfältigen Aspekte von «Geschichten» eingehen und aufzeigen, wie Erzählungen unsere Gegenwart im Dialog bereichern und für die Zukunft Orientierung schaffen können.
Welche Geschichten wollen wir bewahren?
«Es ist nie zu spät, die eigene Geschichte neu zu schreiben», sagte mir kürzlich ein Freund. Weil sie nie objektiv «wahr» ist, sondern immer ein Produkt unserer selektiven Erinnerung. Ob wir vom heutigen Standpunkt aus die eigene Kindheit bedauern oder aber unsere Jugend glorifizieren; immer sind es wir selbst, die das Vergangene – meist unbewusst – bewerten und einordnen. Wenn wir nun aber beginnen, uns mit vergangenen Erlebnissen aktiv auseinanderzusetzen, können wir bewusst entscheiden, von welchen Geschichten wir uns verabschieden wollen, und welche wir bewahren und gerne weitergeben möchten
Zurückschauen und weitergeben
Einen inneren Rückblick zu machen, empfehle ich jedem. Sei es für sich alleine, als Familie, oder im Austausch mit jemandem, der einen «Blick von aussen» gewährt.
Die Videojournalistin Karoline Wirth hat sich mit ihrer Firma «Retrospekt» auf das filmische Erzählen der persönlichen Geschichte spezialisiert. In einer Retrospektive wählen die Menschen Erlebnisse, die sie geprägt haben – eine Reise, den Mauerfall oder unsere aktuelle Ausnahmezeit – und die sie ihren Nachkommen als bewegtes Bild weitergeben wollen. Damit nutzen sie die Möglichkeit, im Erzählen ihre Geschichte (neu) zu schreiben.